Peter Stohrer - Kurator

Kurator

Peter Stohrer machte schon früh die Erfahrung in Gemeinschaften zu arbeiten und mit ihnen gemeinsame Ziele zu verfolgen, nicht jedoch ohne klare eigene Vorstellungen, wie sie ausgestattet werden könnten. Er war sehr gut informiert, was aktuell in der Kunstszene verhandelt wurde und hatte ein gutes Gespür für künstlerisch wie gesellschaftlich relevante Positionen. So hat er auch in der Regel, diejenigen Künstler*innen ausgestellt, denen es nicht genügte ihr Bild an die Wand zu hängen oder ihr Objekt zu präsentieren, sondern diejenigen, die über ihren individuellen Kunstrahmen hinaus die Welt erdachten und betrachteten. Seine politische Agenda war, als Künstler wie Kurator, der Raum, den es zu definieren galt.

Mit vielen der ausgestellten Künstler*innen realisierte er auch als Grafiker Kataloge, die die jeweilige Ausstellung dokumentierten.

So war eine intensive Beschäftigung mit der künstlerischen Position von der ersten Begegnung bis hin zum Arbeitsprozess des Ausstellungsaufbaus und der späteren Reflexion für Stohrer eine ganzheitliche Aufgabe. Diese „Rundumbetreuung“ einer Künstlerkolleg*in war im Kunstbetrieb selten – oft ergaben sich daher aus Arbeitsbeziehungen Freundschaften.
Er selbst trat nicht als Kunstvermittler im akademischen Sinne auf: Bei Vernissagen beschränkte er sich auf das Begrüßen der Anwesenden, die Einführungsreden hielten hierzu engagierte Kunsthistoriker*innen.

Als Kurator in Essen prägte Stohrer mehrere Jahre drei Kunstorte: Das Forum Bildender Künstler (1993-1997), das damals noch in der Alten Synagoge beheimatet war, den BeSt Kunstraum Kettwig (2004-2013), den er gemeinsam mit der Künstlerin Anne Berlit betrieb und die Städtische Galerie Schloss Borbeck (2012-2017) im Westen der Stadt.

Städtische Galerie Schloss Borbeck, 2016

Alle Fotos: Susanne Stähli

Susanne Stähli

Lichtes Werk

Die Künstlerin Susanne Stähli setzt sich mit der Erscheinung von Farbe auseinander. Neben der Malerei ist in den letzten Jahren der architektonische Raum mit seinen spezifischen Lichtverhältnissen in den Focus ihrer Auseinandersetzung gerückt. In der Kapelle des Schlos Borbeck geht sie nicht nur auf die konkreten Bedingungen der Architektur ein, sondern auch auf die metaphysische Ausstrahlung des sakralen Raumes. Susanne Stähli studierte Malerei an der Fachhochschule für Kunst und Kunsttherapie, Ottersberg. 1989 erhielt sie den Förderpreis der Stadt Witten. 2011 war sie Preisträgerin „Kunst am Bau“, Polizeipräsidium Bochum, 2021, Preisträgerin „Kunst am Bau“, JVA, Willich. Susanne Stähli hat einen Lehrauftrag für Kunst an der Universität Witten/Herdecke.

27.02.2016 – 2017
Städtische Galerie Schloss Borbeck

„Das Zerfließen der Räume“, Rainer Plum, Laserinstallation 10.09.2016, Schloßpark, Foto: Rainer Plum

Rainer Plum

Das Zerfließen der Räume

Rainer Plum studierte Freie Malerei an der Kunstakademie München sowie an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Gerhard Hoehme. Seit 2004 ist er Professor an der Fachhochschule Aachen, Fachbereich Gestaltung. Anders als bei herkömmlichen Lasershows, die direkt auf Wände projiziert werden, geht es dem Künstler nicht um Bebilderung, sondern um raumgreifendes Volumen. Das Trägermaterial des Lasers ist dabei Sprühregen. Dadurch entsteht eine Lichtkomposition, die einem stetigen Erscheinen und Verschwinden unterliegt, wie ein atmender Raum, der die Betrachtenden in einen Zustand der Entschleunigung versetzt.

10.09.2016
Städtische Galerie Schloss Borbeck

„Langsame Wechselfelder“, Karl Heinz Mauermann (khm) und Florian Walter, Video-Musik-Performance, 24.09.26, Kammermusiksaal Schloß Borbeck, Foto: khm und Florian Walter

Foto: khm und Florian Walter

khm & Florian Walter

khm wird versuchen, den Saxophonisten Florian Walter durch Manipulation des Raum-Zeit-Kontinuums zu entschleunigen. khm dreht, loopt, kaskadiert, versteckt und mixt live gespielte Bewegungen, Gesten und Klänge des Musikers.
Karl-Heinz Mauermann „khm“ arbeitet konzeptuell, seine Medien sind Zeichnung, Video und Performance. Er wurde mit dem Max-Ernst-Stipendium für das Experimentalvideo „aren’t we drawing …“ ausgezeichnet. Der Saxophonist und Klarinettist Florian Walter beschäftigt sich mit der Konstruktion neuer Klänge und deren Präsentation in unterschiedlichen situativen Kontexten.
Er ist Mitglied bei „The Dorf“. Seit 2010 veranstaltet er die „Trinkhallen-Tour-Ruhr“.

24.09.2016
Städtische Galerie Schloss Borbeck

Notizen zu den Ausstellungen 2016

In diesem Jahr sollte der Umbau des Wirtschaftsgebäudes, in dem die Galerie sich befindet, beginnen. Peter Stohrer plante mehrere Ausstellungs-Projekte außerhalb der Galerie. Realisiert wurde die ständige Lichtinstallation von Susanne Stähli in der Kapelle des Schlosses sowie zwei einmalige Events,

die überaus beeindruckende wie aufwändige Laserinstallation von Rainer Plum im Schlosspark und eine Video-Musik-Performance des Klang Künstlers Florian Walter und des Video-Künstlers khm im Kammermusiksaal des Schlosses. Da Peter Stohrer im Herbst des Jahres 2016 erkrankte, konnten weitere Projekte nicht mehr realisiert werden.

Städtische Galerie Schloss Borbeck, 2015

Alle Fotos: Nikola Ukić

Nikola Ukić

Blow Up

Der Düsseldorfer Künstler Nikola Ukić arbeitet als Bildhauer mit ungewöhnlichen Materialien: Polyurethan und Folien, die mit Fotografien bedruckt sind. Sein künstlerischer Ansatz liegt in dieser Zusammenführung von Skulptur, Fotografie und Performanz. Nikola Ukić studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Georg Herold und an der Akademie der schönen Künste, Universität Zagreb. Er hat verschiedene Preise und Stipendien erhalten, so zuletzt den Sonderpreis der XI Triennale der kroatischen Skulptur.

17.01.2015 – 15.03.2015
Städtische Galerie Schloss Borbeck

Alle Fotos: Klaus Schmitt

Klaus Schmitt

17 zu 7

Für Klaus Schmitt ist die Interaktion zwischen Körper und Raum Ausgangspunkt seiner Arbeiten. Den Künstler interessiert die Auslotung des Raums innerhalb seiner gegebenen Grenzen. Der Bildhauer definiert Räume, bebaut und verbaut sie. Seine Konstruktionen sind nachvollziehbar, nichts bleibt verborgen. Klaus Schmitt studierte an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Günther Ücker, dessen Meisterschüler er wurde. Reise- und Arbeitsstipendien führten ihn nach New York und Italien. Zuletzt waren seine Arbeiten im Museum Liner in Appenzell, Schweiz, zu sehen, in der Stadtgalerie Lehen Salzburg und Artphy Onstwedde, Groningen.

28.03.2015-24.05.2015
Städtische Galerie Schloss Borbeck

Paul Schwer

Licht auf Waldboden

Paul Schwer macht seine Eingriffe mit alltäglichen Materialien. Leicht wie Linien schweben seine Konstruktionen aus Neonröhren, Kabeln und Dachlatten durch den Raum, durchmessen ihn und führen die BesucherInnen durch das Chaos von Steckern, Kabeln, bemalten Glasscheiben und Folien. Paul Schwer studierte Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf und parallel Medizin in Strasbourg. Als Kinder- und Jugendpsychiater entwickelte er am Uni-Klinikum Essen das interdisziplinäre Kunstprojekt UNART. Der Meisterschüler von Erwin Heerich erhielt zahlreiche Preise, seine Werke sind auf internationalen Ausstellungen vertreten.

06.06.2015
Städtische Galerie Schloss Borbeck

„Videolieder“, Video: Annebarbe Kau, Ukrike Brand: Cello, Christine Paté: Akkordeon, 25.09.2015, Kammermusiksaal, Videostill: Annebarbe Kau

Annebarbe Kau, Ulrike Brand &  Christine Paté

Videolieder

„Videolieder“ ist ein spartenübergreifendes Projekt mit der Kölner Video- und Installationskünstlerin Annebarbe Kau und den Berliner Musikerinnen Ulrike Brand und Christine Paté. Im Prozess ihrer medialen Auseinandersetzung verzichtet die Künstlerin auf eine technische Vertonung ihrer Videoarbeiten: Der Ton wird von Musikerinnen während der Aufführung improvisiert. Annebarbe Kau studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war Meisterschülerin von Prof. Nam June Paik. Ihre Videoarbeiten sind in internationalen Sammlungen vertreten.

25.09.2015
Städtische Galerie Schloss Borbeck

Notizen zu den Ausstellungen 2015

Als Kurator der Städtischen Galerie Schloß Borbeck oblag Peter Stohrer, in Absprache mit dem damaligen Leiter Dr. Bernd Mengde, nicht nur die Auswahl der Künstler*innen, die Organisation der Ausstellung und deren Realisierung, sondern auch immer wieder das Einwerben von Drittmitteln. So konnte auch die materialaufwändige Produktion von Nikola Ukićs Projekt „Blow Up“ ermöglicht werden – die Skulpturen entstanden auf dem Gelände der Zeche Carl. Für Irritationen sorgte die sensible Papier- und Dachlatteninstallation des Künstlers Klaus Schmitt:

Das Aufsichtspersonal fühlte sich eingesperrt und die Verwaltung hatte Sorge um die Fluchtwege. All dies konnte ausgeräumt werden, aber es zeigte doch auch die Grenzen des Experimentierens auf. Den kommenden Umbau vor Augen, holte Stohrer den Installationskünstler Paul Schwer mit einem verlockenden Angebot in die Galerie: Schwer durfte künstlerisch ankündigen, was demnächst in den Räumen geschehen würde. Die Kölner Videokünstlerin Annebarbe Kau schließlich sorgte für einen poetischen und spartenübergreifenden Abschluss mit ihren „Videoliedern“.

Städtische Galerie Schloss Borbeck, 2014

Alle Fotos: Volker Saul

Volker Saul

Raummalerei und Bildzeichen

Die Ausstellung in der Städtischen Galerie bezieht sich auf die Heraldik, die Volker Saul, inspiriert durch die Geschichte des Schlosses, als Farben- und Formenfundus gewählt hat. Allerdings vermeidet der Künstler die direkte Wiedererkennung, vielmehr fordert er das Assoziationspotenzial der Betrachtenden heraus. Er arbeitet mit modularen Bildzeichen, die er aus Aluminiumblechen mit Laser-Schneidemaschinen herausschneidet und auf zeichenhaft, bemalte Wandflächen montiert. Volker Saul studierte freie Grafik und Malerei an der Fach-hochschule für Kunst Köln, er erhielt mehrere Stipendien und den Euregio Kunstpreis Kleve sowie das „Günther-Peill Stipendium des Leopold Hoesch Museum Düren“.

25.01.2014 – 09.03.2014
Städtische Galerie Schloss Borbeck

„Gegenlicht“, Raymund Kaiser, Videostill

Raymund Kaiser

Gegenlicht

In der Ausstellung „Gegenlicht“ zeigt der Künstler eine Rauminstallation mit Spiegelkartons, die mit Silberlackmarkern bemalt werden. Durch die Spiegelungen auf dem Silberkarton und den Gemälden entstehen vielfältige Überlagerungen von Malerei und Raum, die sich mit jedem Standortwechsel verändern und unsere Wahrnehmung auf die Probe stellen. Raymund Kaiser hat an der Fachhochschule für Kunst und Design in Köln studiert und war Meisterschüler von Franz Dank.

22.03.2014 – 22.05.2014
Städtische Galerie Schloss Borbeck

Alle Fotos: Rebecca Michaelis

Rebecca Michaelis

Anderswo

Die Berliner Künstlerin Rebecca Michaelis studierte Kunst an der Universität der Künste Berlin und am Hunter College New York. Sie ist Meisterschülerin von Frank Badur. Sie erhielt zahlreiche Stipendien, unter anderen das DAAD Stipendium New York City. Zurzeit arbeitet Michaelis als Vertretungsprofessorin an der HfBK Dresden. Rebecca Michaelis benutzt in ihrer Malerei einfache Grundformen, die in allen Kulturen zu finden sind: Kreise, Dreiecke, Ellipsen, Rauten. Dem Prinzip des all-overs folgend, schichtet und ordnet Rebecca Michaelis Ornamente, Muster und Raster über- und nebeneinander. Die strengen Strukturen werden durch Übermalungen und Überlagerungen durchbrochen.

07.06.2014 – 24.08.2014
Städtische Galerie Schloss Borbeck

Alle Fotos: Nikola Dicke

Nikola Dicke

Hermelin und Rosenkranz

Nikola Dicke ist in erster Linie Zeichnerin, jedoch eine, die ihre Zeichnungen als temporäre Intervention im öffentlichen Raum betreibt. Die Fassade des Schlosses Borbeck dient der Künstlerin als Projektionsfläche für Geschichte und Erinnerung. Sie ranken sich um die glanzvolle Herrschaft der mächtigen Frauen, den FürstÄbtissinnen des Stifts Essen, deren Residenz das Schloss Jahrhunderte lang war. Dabei geht Nikola Dicke auf die Architektur und Atmosphäre des Gebäudes ein und versucht, jenseits des Abbildhaften, den Geist des Ortes einzufangen.

24.10.2014 – 31.10.2014
Städtische Galerie Schloss Borbeck

Notizen zu den Ausstellungen 2014

Dieses Ausstellungsjahr stand ganz im Zeichen von Raummalerei und Raumzeichnung. Angeregt durch seine Ausstellungs- und Atelierbesuche reifte bei Stohrer meist auch die Idee und Konzeption für ein Ausstellungsjahr. Der Atelierbesuch von Volker Saul und seine eigenwillige Wandmalerei gaben den ersten Impuls für den Schwerpunkt des Ausstellungsjahres. Raymund Kaisers Arbeiten waren Stohrer bereits bekannt und die Berliner Künstlerin

Rebecca Michaelis entdeckte er beim Durchstöbern von Katalogen, was ja seine Leidenschaft war. Ein Wunsch von Dr. Bernd Mengede und Birthe Marfording war es zudem, auf die wechselvolle Geschichte des Schlosses und ihrer Stifterinnen, den FürstÄbtissinnen einzugehen. Da bot sich – fast wie von selbst – die Künstlerin und Lichtzeichnerin Nikola Dicke an, die eine Woche lang mit ihrer Projektion, den Blick auf die Historie des Ortes lenkte.

Städtische Galerie Schloss Borbeck, 2013

Alle Fotos: Martin Pfeifle

Martin Pfeifle

Sava

Martin Pfeifle studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war Meisterschüler von Hubert Kiecol. Er ist international in Ausstellungen vertreten und inzwischen Professor für Körper, Raum, Struktur an der Hochschule Düsseldorf, Paul Behrens School of Arts, Fachbereich Architektur und Design. Ob Innen- oder Außenraum, Martin Pfeifle benutzt in der Regel einfache, gängige Materialien: Folien, Spanplatten, Styropor, Neonröhren, Polyester und kontrastreiche Farben. In der Galerie konstruiert er diagonale Stoffbahnen aus Polyester an der Decke entlang und rhythmisiert so nicht nur den gewohnten Gang durch die Räume, sondern erzeugt auch ein neues Raumgefühl bei den Besucher*innen.

26.01.2013 – 21.04.2013
Städtische Galerie Schloss Borbeck

Alle Fotos: Heike Weber

Heike Weber

Cosmos

Das Besondere an Heike Webers künstlerischer Arbeit sind ihre raumgreifenden Zeichnungen. Sie entwickeln sich in Korrespondenz mit dem Raum. Dabei geht es der Künstlerin um Schwebezustände sowie um die Auflösung von fest gefügten Strukturen. Der „schwankende Boden“ hat für die Zeichnerin die Funktion, den Menschen seine Präsenz, sein Dasein bewusst zu machen.
Heike Weber studierte Kunst und Design in Aachen und Glasgow, erhielt mehrere internationale Stipendien und ist 2021 die Preisträgerin des cityArtist Cologne des Kultursekretariats NRW. Sie hat zahlreiche Kunst am Bau Wettbewerbe gewonnen und realisiert, zuletzt gemeinsam mit Walter Eul für das Helmholtz-Zentrum München.

13.07.2013 – 29.04.2013
Städtische Galerie Schloss Borbeck

Alle Fotos: Deimel & Wittmar

Anne Berlit

Codes

Codes“ heißt die Werkgruppe, die Anne Berlit zum ersten Mal in ihrer Gesamtheit ausstellt. Die länglichen Bildkörper erinnern an eben diese Codes, die wir von den Waren aus den Supermärkten kennen. Die Arbeiten bestehen aus einzelnen Elementen, die nebeneinander an die Wand montiert werden. Anne Berlit studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war Meisterschülerin bei David Rabinovitch. Ihre Arbeiten sind in öffentlichen Sammlungen vertreten. Sie realisierte mehrere Projekte „Kunst am Bau“, darunter auch partizipative, wie jüngst „Am Ende Licht“ im Rahmen von Folkwang und die Stadt, 100 Jahre Museum Folkwang. Sie ist Preisträgerin des Cityartist NRW, Essen, 2020.

12.10.2013 – 24.11.2013
Städtische Galerie Schloss Borbeck

Notizen zu den Ausstellungen 2013

Das Ausstellungsjahr 2013 rückte Rauminstallationen in den Vordergrund, die das Raumgefühl nachhaltig verändern. Besonders deutlich wurde es durch die installativen Eingriffe von Martin Pfeifle in „Sava“ und Heike Weber in „Cosmos“, aber auch die „Codes“ von Anne Berlit sorgten durch ihre farbig präzise austarierten Zwischenräume für Rhythmisierungen des Sehens. Gemeinsam ist allen diesen Arbeiten, dass sich die Besucher*innen bewegen „müssen“,

wollen sie den Raum für sich körperlich erfahrbar machen. Die vierte Ausstellung des Jahres trug den Titel “Himmelsstücke“ und stellte die fotografischen, klanginstallativen Arbeiten der Professorin für Fotografie an der Folkwang Universität, Elke Seeger, aus. Die Künstlerin spielte dabei mit fotografischen Überlagerungen und Klang auf die Flüchtigkeit der zeitlichen Erscheinung „Himmel“ an.

Städtische Galerie Schloss Borbeck, 2012

Alle Fotos: Hans-Peter Webel

Hans-Peter Webel

Pupur Zier

Der Bildhauer Hans-Peter Webel hat an der Hamburger Kunstakademie bei Franz Eberhard Walter studiert und ist 1995 durch eine große Einzelausstellung im Museum Abteiberg, Mönchengladbach, bekannt geworden. In den 90er Jahren entstehen Gipsplastiken, die mit der Assoziation an Bauschmuck und Stuckprofil spielen. Besonders fordert ihn dabei der Gegensatz heutiger, trister Fassaden zu historisierender Ornamentik heraus. Es entstehen zahlreiche plastische Eingriffe im Außenraum, die er ironisch „Anprobe“ nennt und fotografisch dokumentiert. In seinen neuen Arbeiten treibt der Bildhauer sein Interesse an Schmuck und Ornament zum Äußersten, indem er neben Gipsplastiken, vor allem vergängliche Materialien, wie Blumen und Gemüse, zu skurrilen Gebilden an sich „anprobiert“. Der Künstler selbst wird zur Skulptur – eine jedoch, die zur Vergänglichkeit verurteilt ist. Fragen zum Wert der Dinge und Tod tun sich auf.

12.10.2013 – 24.11.2013
Städtische Galerie Schloss Borbeck

Videostill: „Den Schafen gibt’s der Herr im Sein“, Johanna Schwarz

Johanna Schwarz

Den Schafen gibt’s der Herr im Sein

Ein Raum, der Boden mit Stroh bedeckt, an der Wand eine großformatige Videoprojektion, auf der ein Mensch mit Schafsmaske zu sehen ist. Dieses “Schaf” erzählt davon, wie es sich fühlt, seit es die Identität eines Schafes angenommen hat. Im Video wird das Thema Glück- und Glückssuche thematisiert: Wie findet man das vermeintlich “einfache Glück” der Schafe? Es entsteht ein Video, in dem vom Schaf gesprochene Zitate aus Philosophie und Esoterik und Tier- und Landschaftsaufnahmen collagiert werden.
Die Künstlerin studierte an der Kunstakademie Münster und Düsseldorf in den Bildhauerklassen von Prof. Timm Ulrichs und Prof. Fritz Schwegler. Charakteristisch für ihre Arbeit ist der medienübergreifende Gebrauch künstlerischer Mittel. Sie hat zahlreiche Stipendien und Preise erhalten und ist, neben ihrer künstlerischen Arbeit, seit 2019 Professorin im Fach Kunst an der Universität Siegen.

2012
Städtische Galerie Schloss Borbeck

Alle Fotos: Joanna Schwarz

Joanna Schulte

Bis dass der Tod uns scheidet

Joanna Schulte studierte Bildende Kunst an der FH Hannover und war Meisterschülerin von Prof. Ulrich Eller. In der Ausstellung zeigt sie Fotografien von Ehe-Schlafzimmern, in denen ein Partner oder eine Partnerin verstorben ist. Weitere Installationen setzen sich ebenfalls mit dem Tod auseinander, so im Video und in einer Klanginstallation mit dem Tod der Mutter. Ihre künstlerischen Mittel reichen von Fotografie bis Videoinstallationen. Das mehrteilige Projekt „Für die Liebe sterben“, in der die partizipative Briefversendungsreihe: „Briefe an Oliver“, eine besondere Stellung einnehmen,zieht sich wie ein roter Faden durch die Schaffensjahre der Künstlerin. Joanna Schulte hat mehrere Stipendien und Preise erhalten und ist inzwischen neben ihrer künstlerischen Arbeit, Lehrbeauftragte für Künste im Sozialen Ottersberg, Fachbereich Bildende Kunst.

2012
Städtische Galerie Schloss Borbeck

Notizen zu den Ausstellungen 2012

Peter Stohrer hat 2012 zunächst noch ein paar Ausstellungen der bisherigen Leiterin der Städtischen Galerie Schloss Borbeck, Inge Ludescher, übernommen, so dass das Programm nicht vollständig von ihm konzipiert wurde und eine Vielzahl unterschiedlicher Positionen vor allem im Bereich der Fotografie und Video zeigt. Hans-Peter Webel hat er eingeladen, weil er sich noch sehr gut an seine „Anproben“ von Gipsornamenten erinnern konnte und diesen ironischen Ansatz sehr gut fand für den historischen Ausstellungsort. Johanna Schwarz war schon im BeSt Kunstraum zu Gast- Peter Stohrer wusste

um ihren eigenwilligen, philosophisch-poetischen Umgang mit visuellen Zeichensetzungen von Zeichnungen und Schriftbildern bis Objekten. Joanna Schultes Fotoarbeiten waren bereits gesetzt und er unterstützte insbesondere den installativen Ansatz der Künstlerin. Es ist Zufall, dass sich in diesem Ausstellungsjahr 2012 vieles um Tod, Vergänglichkeit und der Sehnsucht nach einem erfüllten Leben dreht, aber manchmal gibt es wohl auch Verbindungen, die einfach passieren. Das ist vielleicht auch das Magische, das ein Ort ausstrahlen kann.

BeSt Kunstraum – Raum für Gegenwartskunst Essen

Anne Berlit und Peter Stohrer eröffneten im Dezember 2004 den BeSt (Abk. für Berlit/Stohrer) Kunstraum – Raum für Gegenwartskunst in Essen-Kettwig. Zu ihrer ersten Ausstellung luden sie namhafte Künstler*innen ein Werk zur Verfügung zu stellen, welches man für 49,99 € kaufen kann. Allerdings unter einer Bedingung: Ohne Namensnennung. Ziel dieser ironischen Einladung war es , die Kunst und nicht den Namen in den Vordergrund zu stellen.
Die Ausstellung wurde ein großer Erfolg und führte bis 2013 zu 20 Ausstellungen raumbezogener Kunst. Im Laufe der Jahre wurden junge

und arrivierte Künstler*innen aus NRW gezeigt, aber auch aus anderen Landesteilen sowie Großbritannien und der Schweiz.
Der BeSt Kunstraum wurde bis auf eine Förderung aus der Schweiz, trotz mehrmaliger Anträge an die Stadt Essen, nicht gefördert, da kein Verein dahinter stand und man ihn als kommerziellen Galerieraum verstand. Stohrer/Berlit betrieben die Ausstellungen auf eigene Kosten, auch die Künstler*innen trugen mit ihrem Einsatz zur Realisierung bei. Peter Stohrer hielt mehrere Jahre die regelmäßigen Öffnungszeiten ein, bis er die Städtische Galerie Schloß Borbeck übernahm.

BeSt Kunstraum – Raum für Gegenwartskunst Essen, 2013

Claudia Sacher

Heimatschuss

„Heimatschuss“ war die letzte Ausstellung im BeSt Kunstraum. Claudia Sacher, die in Großbritannien lebt und wegen der Ausstellung nach Deutschland anreiste, hinterließ immer wieder Nachrichten an Peter Stohrer. Diese Art der Kommunikation passte in gewisser Weise auch zu ihrem künstlerischen Ansatz, deshalb bewahrte Stohrer diese Nachrichtenzettel.

19.4.2013 – 25.6.2013
BeSt Kunstraum – Raum für Gegenwartskunst Essen

BeSt Kunstraum – Raum für Gegenwartskunst Essen, 2012

Tim Cierpiszewski und Peter Stohrer vor der Ausstellungseröffnung
Tim Cierpiszewski und Peter Stohrer vor der Ausstellungseröffnung

Tim Cierpiszewski

Stealth

02.11.2012
BeSt Kunstraum – Raum für Gegenwartskunst Essen

BeSt Kunstraum – Raum für Gegenwartskunst Essen, 2011

Patrick Rieve und Torben Röse

Ace of Space

27.05.2011 – 29.6.2011
BeSt Kunstraum – Raum für Gegenwartskunst Essen

BeSt Kunstraum – Raum für Gegenwartskunst Essen, 2010

Andreas Komotzki

home

2010
Fotografie

BeSt Kunstraum – Raum für Gegenwartskunst Essen, 2009

Peter Stohrer und Dirk Hupe

Bluewhiteblack

2009
Rauminstallation

BeSt Kunstraum – Raum für Gegenwartskunst Essen, 2008

Einladungskarte, Fotografie Christiane Rasch
Einladungskarte, Fotografie Christiane Rasch

Christiane Rasch

Caro mio ben

2008 – 2013
Rauminstallation

BeSt Kunstraum – Raum für Gegenwartskunst Essen, 2007

Anne Berlit, Andreas Glauser & Julia Kälin, Dirk Hupe, Dirk Schlichting

Leuchten bei Anbruch der Dunkelheit

Ausstellungszyklus mit dem Schwerpunkt Außenwirkung einer Rauminstallation bei Dunkelheit. Mit Dirk Hupe: „Sprachraster“, Dirk Schlichting: „Zwischenbebauung“ und einer Videoinstallation von Julia Kälin und Andreas Glauser. Ebenfalls zu sehen eine Intervention von Anne Berlit zum Thema.

19.09.2007 – 27.02.2008

BeSt Kunstraum – Raum für Gegenwartskunst Essen, 2006

Claudia Hinsch

fest scheint zu stehen

06.12.2006 – 30.01.2007
Skulptur

Johanna Schwarz

O die Kurven meiner Sehnsucht durch das Weltall

20.10.2006 – 23.11.2006
Arbeiten auf Papier, Installation

Maki Umehara

Sprung nach oben

11.08.2006 – 28.09.2006
Skulptur

Anne Berlit, Rosy Beyelschmidt, Ralf Gemein, Dirk Hupe, Gunhild Söhn & Peter Stohrer

Aktion Reaktion

Mehrteiliges Ausstellungsprojekt, wo jeweils ein Künstler oder eine Künstlerin auf den künstlerischen Akt der anderen mit ihrer Arbeit reagiert.

19.05.2006 – 24.06.2006

BeSt Kunstraum – Raum für Gegenwartskunst Essen, 2005

Peter Stohrer - Kurator Große Kollektion

Große Kollektion

07.12.2005 – 21.01.2006
Gruppenausstellung (analog zu 49.99)

Julia Bünnagel

Dinge und Undinge

26.08.2005 – 22.09.2005
Skulptur

Peter Stohrer - Kurator Notausgang

Yin-Ming-Ming

Notausgang

03.06.2005 – 07.07.2005
Rauminstallation, Zeichnungen

Alle Fotos: Christian Paulsen

Christian Paulsen

Ex Orbit

15.04.2005-13.05.2005
Dia-Installation

WBK-Forum Bildender Künstler 1993-1998

1999 Forum Bildender Künstler, Essen (G)Forum Bildender Künstler, Essen (G)
1998 „Labor“, 4-teilige Ausstellungsreihe mit 21 Künstlern, (KU)
Katalog, 78 Seiten
1996 „Updating Foto und Video“, 5-teilige Ausstellungsreihe mit 8 Künstlern, (KU)
Katalog, 30 Seiten, Forum Bildender Künstler, Essen (G)
1995 „Dirk Hupe – Bob Gramsma“, Ausstellung, (KU)
Katalog, 32 Seiten, Forum Bildender Künstler, Essen (G)
„Peter Tollens – Farbmalerei“, Ausstellung, Forum Bildender Künstler, Essen (KU)
1994 „Zu Zweit“, 8-teilige Ausstellungsreihe mit 17 Künstlern, (KU)
Katalog, 74 Seiten, Forum Bildender Künstler, Essen (G)
1993 „Doris Frohnapfel – Attitudes Passionnelles“, Katalog, 34 Seiten, (G)
„Frauen I und II“, Katalog, 28 Seiten, Forum Bildender Künstler, Essen (G)

Das Forum Bildender Künstler mit den Künstler*innen Verbänden WBK und RKB sowie den Kunstverein Ruhr war bis 2002 im Untergeschoss der Alten Synagoge Essen untergebracht.